Therapieschwerpunkte Logopädie
  1. F.O.T.T.
  2. PNF
  3. LSVT®
  4. Cochlear Implant


1. F.O.T.T.
Die Facio-Orale Trakt Therapie (F.O.T.T.) von Kay Coombes wird zur Befundung und Behandlung von Patienten mit erworbenen Hirnschädigungen eingesetzt. F.O.T.T. basiert auf dem Bobath-Konzept und beinhaltet die Therapiebereiche orale Ernährung, Mundhygiene, nonverbale Kommunikation und das Gebiet Atmung-Stimme-Sprechen. F.O.T.T. kann bei allen neurologisch bedingten Störungen im orofacialen Bereich und des Schluck- und Sprechtraktes in allen Reha-Phasen und allen Schweregraden (selbst bei komatösen und wahrnehmungsgestörten Patienten) angewendet werden.

2. PNF
(Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)
PNF ist eine mögliche Behandlungsmethode, die bei Facialisparesen oder z. B. Morbus-Parkinson-Patienten eingesetzt werden kann. Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation bedeutet das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur. Gemeint ist damit in der Physiologie die Reizbildung und -leitung im nervalen und muskulären System für ein sinnvolles Zusammenspiel aller Muskeln und Gelenke des Körpers. Die Methode wurde in den Jahren 1946 bis 1951 in Amerika von dem Neurophysiologen Dr. Kabat und der Physiotherapeutin Margaret Knott entwickelt. Sie basiert auf neurophysiologischen Grundprinzipien, die von Sherrington, Hellebrandt, Pavlow u. a. beschrieben wurden. Diese aktive Methode besteht aus definierten Bewegungsmustern, orientiert an der normalen motorischen Entwicklung. Die Bewegungsmuster (Pattern) zeigen sich in Halte- (statisch) und Bewegungsfunktionen (dynamisch) unseres Körpers. Überwiegend sind sie für das nicht geübte Auge weniger auffällig, obwohl sie bei normaler Motorik immer vorhanden sind. Sie verlaufen dreidimensional und diagonal, da die Muskulatur spiralig angelegt ist. Mit diesen definierten Bewegungsmustern und bestimmten Techniken wird therapeutisch gearbeitet. Es werden Stimuli wie z. B. Druck, Zug, Dehnung und Widerstand, Extero- und Propriozeptoren ausgenutzt. ln einer festgelegten Art und Folge durchgeführt, kommt es zu den erwarteten Reaktionen im Sinne einer vermehrten Muskelkontraktion oder auch -entspannung. (Anbahnung bzw. Erleichterung einer Bewegung).

Ziele der Anwendung sind:
- Muskelspannung normalisieren (z. B. Spastizität herabsetzen oder schwache bzw.
  gelähmte Muskeln aktivieren) = fazilitieren
- Fördern der motorischen Kontrolle
- Fördern der Mobilität
- Fördern der dynamischen Stabilität, Ausdauer, Kraft
- Fördern der Geschicklichkeit, Koordination

Die Auswahl und Durchführung der Pattern und Techniken richten sich immer nach der individuellen Situation des Patienten. Die Therapie erfasst den Menschen ganzheitlich und setzt immer bei seinen stärksten Körperabschnitten an, um gezielt die Schwächen im Sinne der motorisch normalen Funktionen zu erreichen. Auch psychologisch bedeutet dieser Therapieansatz, dass der Patient seine Stärken erspürt und positiv motiviert gezielte Aktivitäten aufbauen kann.

Quelle und weitere Informationen: "Bunte Blätter", Deutscher Verband Physiotherapie Baden-Würtemberg e.V.
3. Lee Silverman Voice Treatment
(LSVT®)
Lee Silverman Stimmtraining

Sprechstörungen und die Parkinson’sche Erkrankung

Nahezu jede Person (89%) mit der Parkinson’schen Erkrankung wird Probleme beim Sprechen haben. Diese treten früh im Krankheitsverlauf auf und beeinträchtigen zunehmend die Lebensqualität durch:

- eine leise Stimme
- eine verwaschene Aussprache
- eine monotone Sprechweise
- eine heisere Stimme.

Medikamente und Operationen können die anderen Symptome der Parkinsonerkrankung zum Teil dramatisch verbessern, aber sie helfen bei Sprechstörungen nicht. Die einzige Möglichkeit, das Sprechen zu verbessern, ist die Sprechtherapie.

Das amerikanische Gesundheitswesen (The National Institute of Health, NIH) hat über 15 Jahre wissenschaftliche Arbeit unterstützt. Die so gewonnenen Daten zeigen, dass eine Parkinsonspezifische Therapie - das LSVT® - effektiv ist. Das LSVT® ist eine anerkannte Therapie in der Behandlung von Sprechstörungen bei Menschen, die unter der Parkinson’schen Erkrankung leiden, da die Erfolge dieser Behandlung bis zu zwei Jahre anhalten.

Die Methode wurde von den amerikanischen Sprachtherapeutinnen Dr. Lorraine Ramig und Carolyn Bonitati im Jahre 1987 entwickelt und nach der ersten damit behandelten Patientin (Lee Silverman) benannt. Sie unterscheidet sich von anderen Ansätzen dadurch, dass eine Verbesserung der Verständlichkeit der Sprache ausschließlich über das Erhöhen der Sprechlautstärke angestrebt wird. Nach dem Motto „All you need is loud“ werden in einem vierwöchigen Intensivprogramm regelmäßig Übungen zur Verbesserung der Stimmfunktion und Sprechlautstärke durchgeführt.

Es gibt Hinweise in verschiedenen Untersuchungen, dass der Stimme eine Schlüsselrolle im Sprechsystem zukommt. So hat sich gezeigt, dass intensives Stimmtraining häufig auch deutliche Verbesserungen anderer Funktionsbereiche des Sprechens wie der Atmung, der Aussprache und der Satzmelodie bewirkt (sogenannte „cross-over“-Effekte). Das LSVT® ist eine intensive 4-wöchige Behandlung mit einer Stunde Therapie pro Tag. Hierbei wird den Menschen mit Parkinson vermittelt, wie sie die Stimmkraft entwickeln können, um mit normaler Lautstärke zu sprechen.

Die intensive theoretische und klinische Forschung zum LSVT®, hat folgende wichtige Ergebnisse gezeigt:

- Die Lautstärke der Stimme nimmt zu.
- Die Verständlichkeit verbessert sich.
- Der Gesichtsausdruck wird lebendiger.
- Das Schlucken verbessert sich.
- Die neurologischen Funktionen verbessern sich.

Das LSVT® stärkt die eigenen Kräfte, indem es die Kommunikationsfähigkeit fördert und somit zu einer höheren Lebensqualität beiträgt.

Wenden Sie sich an einen Logopäden / Sprachtherapeuten:
1. Melden Sie sich so bald wie möglich zu einer logopädischen Untersuchung an.
2. Erlernen Sie dort, Ihre Lautstärke zu erhöhen, ohne Ihren Stimmbändern zu schaden.
3. Wenn Sie sich beim Essen verschlucken oder husten müssen, melden Sie sich für eine
    Schluckuntersuchung an.

„Wenn wir nur hören und verstehen könnten, was sie sagt...“ Diesen Wunsch äußerte 1986 die Familie von Mrs. Lee Silverman, einer Frau mit M. Parkinson. Auf die Bitte dieser Familie hin haben die Wissenschaftlerin Dr. Lorraine Ramig und die Sprachtherapeutin Carolyn Bonitati eine Stimmtherapie entwickelt, die den Menschen mit M. Parkinson hilft, Ihre Fähigkeit zu sprechen, wiederzuerlangen. In Erinnerung an Mrs. Lee Silverman und den Therapieerfolg heißt diese Methode LSVT® (Lee Silverman Voice Treatment = Lee Silverman Stimmtraining).

Quelle: Übersetzter Flyer der LSVT® Foundation
4. Cochlear Implant
Was ist ein Cochlear Implant?
Ein Cochlear Implant (kurz: CI) ist eine Innenohrprothese für hochgradig schwerhörige und gehörlose Kinder oder Erwachsene, denen herkömmliche Hörgeräte wenig oder gar keinen Nutzen mehr bringen. CIs wandeln Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv in der Hörschnecke (lat.: Cochlear) stimuliert wird. So können Sprache und Töne wieder wahrgenommen werden. Ein CI besteht aus zwei Teilen: Erstens dem Implant, das hinter dem Ohr unter die Haut implantiert wird, und zweitens, dem Sprachprozessor (SP) mit der Sendespule, der wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen wird.

Wie funktioniert das Cochlear Implant?
Im Sprachprozessor werden über das Mikrofon empfangene Schallschwingungen in elektrische Signale umgewandelt, welche nach der Verarbeitung als elektrisches Pulsmuster über das Kabel zur Spule weitergeleitet werden. Die durch Magnetkraft über dem Implant gehaltene Spule sendet diese kodierten Signale per Radiowellen durch die Haut zum Implantat. Dieses entschlüsselt die Signale und leitet sie über die Elektrode in die Cochlear weiter. Durch diese elektrischen Impulse wird der Hörnerv stimuliert, der in Folge sogenannte Aktionspotenziale erzeugt und diese an das Gehirn weiterleitet. Das Gehirn empfängt die Aktionspotenziale des Hörnervs und erkennt sie als akustisches Ereignis (Sprache, Klang, Geräusch). Der wesentliche Unterschied im Vergleich zu einem Hörgerät besteht darin, dass das Hörgerät den Schall verstärkt und sich dabei auf eine für die Schallübertragung ausreichende Anzahl überlebender Haarzellen in der Cochlear verlässt. In der logopädischen Übungsbehandlung wird der Patient unterstützt und trainiert, um sich an das "neue Hören" zu gewöhnen.

Quelle: Deutsche Cochlear Implant Gesellschaft e.V.